Warum die Coronakrise eine intellektuelle Krise ist
Mit fortschreitender Dauer der #Coronakrise komme ich immer mehr zu der Überzeugung, dass diese Krise nicht in erster Linie ein medizinisches oder verfassungsrechtliches, sondern ein intellektuelles Problem ist. Uns mangelt es weder an Fakten noch an Institutionen des Rechtsstaats, sondern an einem Vermögen der Öffentlichkeit, diese Krise intellektuell zu begreifen. So erweckt jede Talkshow, jede Journalisten-Fragerunde nach PKs derzeit den Eindruck, als stünde unser Wissen bei Null.
Drei Beispiele, die sich derzeit in _jeder_ PK und Talkshow finden:
1. Die breite Öffentlichkeit hat immer noch nicht das Präventions-Paradox verstanden. Wenn Präventionsmaßnahmen wirken, sieht man die Folgen nicht, die ohne sie eingetreten wären, weil sie ja wirken. Darüber hat zB Christian Drosten schon im April 2020 ausführlich aufgeklärt, und seither immer wieder. Maßnahmen abzuschaffen, WEIL sie gewirkt haben – das ist, als würde man das Bundeskriminalamt abschaffen, WEiL so viele Terroranschläge verhindert wurden.
2. Es wird auch immer wieder vergessen, dass sich die Krankheitslast erst zeitverzögert zur Infektion einstellt. Am Anfang einer Welle zu sagen, es sei doch alles super, weil die Infektions-Inzidenz zwar sehr hoch, die Krankenhausinzidenz aber niedrig sei (gestern erst bei Markus Lanz gehört), ist unsinnig. Kurz nach dem Rammen des Eisbergs konnte man auf der Titanic auch durchzählen und sagen: alles super, keine Opfer.
3. Es hält sich hartnäckig ein geradezu naives Verständnis vom Impfen, welches das Impfen nur dann als wertvoll oder „erfolgreich“ ansieht, wenn es eine sterile Immunität hervorruft, also die Wirkung, dass Geimpfte nicht mehr ansteckend sind. Von dieser Hoffnung auf den Corona-Impfstoff hat sich die Wissenschaft schon sehr lange verabschiedet. Die Tatsache, dass sich auch Geimpfte infizieren können, spricht _nicht_ gegen die Impfung und auch nicht gegen eine Impfpflicht. Eine Impfung nur im Falle der sterilen Immunität gut zu finden, das ist so, als würde man einen Lottogewinn nur akzeptieren, wenn man der einzige Gewinner ist.
