„Omikron ist nur ein Schnupfen“ – gleich zwei typische Denkfehler auf einmal

„Omikron ist doch nur ein Schnupfen“ – Sicher schon mal gehört oder?

Dieser Satz ist ein gutes Beispiel für gleich zwei gängige Denkfehler im Zusammenhang mit der #Coronakrise.

Zunächst mal: Ja es stimmt, #Omikron hat eine mildere Krankheitslast als Delta. Wäre das nicht der Fall, hätten wir bei den derzeitigen Infektionszahlen schon sehr große Probleme. Warum ist es aber grundfalsch, daraus den Schluss zu ziehen, dass Omikron nur ein Schnupfen ist?

1. Die Aussage ist eine modifizierte Variante des viel diskutierten #Präventionsparadox, sozusagen die Omikron-Variante des Präventionsparadox. Die relative Milde der Omikron-Infektionen ist ja gerade darauf zurückzuführen, dass Omikron auf eine in weiten Teilen immunisierte Bevölkerung trifft. Wir treffen eine solche Aussage aus dem sicheren Hafen einer grundimmunisierten Gemeinschaft. Das ist in etwa so, als flöge der amerikanische Präsident in ein Kriegsgebiet, alles wird für seine Ankunft freigeräumt, dreimal gesichert, er hat Security ohne Ende und dann sagt er: Ich weiß gar nicht, was ihr immer wollt mit den Kriegsgefahren, hier ist doch alles sicher.

2. Die Aussage ist außerdem ein klassischer Euphemismus, also eine Formulierung, die auf eine beschönigende Art und Weise vom eigentlichen Sachverhalt ablenkt. Milder Verlauf heißt nämlich nach der Definition der WHO und des RKI u.a. auch: Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn, Durchfall, Atemnot (Quelle: https://lnkd.in/dmgkFS_f). Also nicht gerade typisch Schnupfen. Omikron als Schnupfen zu bezeichnen ist sprachlogisch somit ähnlich wie zivile Kriegsopfer als Kollateralschäden oder eine Beitragserhöhung als Beitragsanpassung. Alles Euphemismen.

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